Innovation entscheidet über unsere Zukunftsfähigkeit – darüber sind wir uns nicht erst seit Covid-19 einig. Viel schwieriger ist es allerdings, dieses Wissen in die Tat umzusetzen und Innovation im eigenen Unternehmen zu verankern. Ein möglicher Ansatz ist das Können-Wollen-Dürfen-Modell, das zentral bei der Innovationskultur und damit beim einzelnen Mitarbeiter ansetzt und die Faktoren Innovationsfähigkeit, Innovationsbereitschaft und Innovationsfreiraum jedes Teammitglieds betrachtet.
Im Sommer letzten Jahres erhielt ich einen Anruf meines Vaters. Es sei ein Brief aus New York für mich angekommen. New York, New York … Wen kenne ich denn da? Mir fiel niemand ein. Als ich den Brief dann in den Händen hielt, erkannte ich meine eigene Handschrift. Und als ich die ersten Zeilen sah, dämmerte es mir ganz dunkel. Ich hatte mir im Rahmen eines Workshops vor rund zwölf Jahren selbst einen Brief geschrieben. Der war eingelagert und nun versandt worden. Die Aufgabenstellung hieß damals: Wie soll dein Arbeitsumfeld in zehn Jahren aussehen?
Et voilà: Ich schrieb – neben Art der Einrichtung und Ausstattung – von Co-Workern im Büro, von variablen Büroflächen, einem kreativem Umfeld und einem „Innovation Lab“, von Raum für Ideen und zum Denken.
Warum erzähle ich das? Nicht etwa, weil ich meine visionäre Stärke herausstellen möchte, ganz im Gegenteil: Mir selbst ist das Beschriebene heute zu einseitig, zu oberflächlich. Sicher sind Räumlichkeiten und die Möglichkeiten von Zusammenarbeit relevant, wenn es darum geht, wie sich die Arbeit an die Herausforderungen der Zukunft anpassen muss. Viel wichtiger, wie ich finde, ist aber doch die Art der Herangehensweise an neue Aufgabenstellungen und Fragestellungen sowie die Form der Zusammenarbeit, kurz: die Unternehmenskultur.
Aber gehen wir noch mal ein paar Schritte zurück.
Dass unsere Zukunft komplex und undurchsichtig ist und manchem auch „gefährlich“ erscheint, darin sind wir uns sicher einig. Stichwort: VUCA-Welt (Volatility | Uncertainty | Complexity | Ambiguity). Wir sind gefordert, uns schnell in verschiedenste Kontexte hineinzudenken, und sehen uns mit vielschichtigen Aufgaben konfrontiert. Genau dadurch birgt die Zukunft aber auch enorme Potenziale. Nur müssen wir teilweise noch lernen, diese auszuschöpfen.
Auch sicher ist, dass uns Veränderungen immer begleiten werden. Das sind keine Anpassungen, die, einmal eingeführt, für immer abgehakt sind. Sie sind unvermeidbar, und damit ist die Wandlungsfähigkeit mit Blick auf die Herausforderungen der Zukunft überlebensnotwendig. Also freunden wir uns doch damit an, flexibel und anpassungsfähig zu bleiben. Oder nehmen wir die aktuelle Corona-Krise: Nie war es wichtiger, dass die Arbeitswelt maximal flexibel ist, um sich an plötzlich eintretende Veränderungen schnell anpassen zu können.
In Zeiten, in denen die Begriffe digitale Transformation und disruptive Geschäftsmodelle nicht mehr nur Modeworte, sondern allgegenwärtig sind, assoziiert man diese schnell mit Innovation. Aber liegt das Ziel einer Innovation tatsächlich immer darin, disruptiv zu sein oder ein komplett neues Geschäftsfeld zu erschließen? Nein. Ich muss doch auch in meinem ureigenen Kerngeschäft innovativ sein, um am Markt weiter teilhaben zu können und meinen Anteil daran zu behaupten. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass mein Geschäftsmodell ewig hält. Insofern bewege ich mich beim Innovieren immer zwischen den beiden Polen Verbesserung/Weiterentwicklung und radikale Veränderung, also zwischen einem reinen Führen meines Geschäfts über das Vergrößern oder Ausbauen bis hin zu seiner Transformation. Es gibt also eine große Bandbreite an Innovation, die ich in meinem Unternehmen ansiedeln kann, und damit eine unterschiedliche Gewichtung. In jedem Fall bleibt Innovation überlebensnotwendig.
Um Innovation im eigenen Unternehmen voranzutreiben, muss man zunächst den eigenen Kontext verstehen und die Relevanz bzw. den Einsatzzweck von Innovation definieren. Hierbei können Tools wie die Innovationsmatrix von Bloch & Østergaard hilfreich sein, um die Notwendigkeit und die Art und Weise, wie Innovation eingesetzt werden soll (oder bereits wird), zu beschreiben.
Die Innovationsmatrix von Bloch & Østergaard wurde ursprünglich von Maz Spork und Søren Skov entwickelt und später um Aspekte zur Führung ergänzt, die im Zusammenhang mit Innovation stehen. Sie bietet zusammen mit einem Workbook eine Workshop-Grundlage, mithilfe derer sich bestimmen lässt, wie Unternehmenskultur, Führungsstil und sonstige Rahmenbedingungen ausgestaltet werden sollten, um Innovation anzustoßen.
So weit, so gut. Wie sorge ich nun dafür, dass das eigene Unternehmen innovativ ist? Ich muss Innovation im Tagtäglichen verankern. Womit wir an dem Punkt sind, dass sie primär in den Köpfen meiner Mitarbeiter und meines Teams verankert werden muss. Denn: Menschen sind der zentrale Bestandteil des Innovationssystems. Sie müssen darin gefördert werden, ihre Sichtweisen zu verändern und methodisch voranzuschreiten.
Sicht- und Herangehensweisen ändern sich nicht von einem Tag auf den anderen. Ich muss daher ein nachhaltiges Ökosystem schaffen, eine Kultur, in der bestimmte Fähigkeiten und Denkweisen gefördert werden, die unmittelbar auf die Innovationsfreude und -kraft jedes Einzelnen einzahlen.
Mit Kultur in einem Unternehmen sind gewachsene und vorherrschende Wertvorstellungen, Verhaltensregeln und Denkweisen gemeint, die Mitarbeiter früher oder später adaptieren. Ein Teil der Unternehmenskultur ist die Innovationskultur, die beeinflusst, wie mit Ideen und neuen Entwicklungen umgegangen wird. Konkret sei hier die Bereitschaft und der Freiraum der Beschäftigten und Vorgesetzten genannt, Ideen zu entwickeln, zu sammeln und einzubringen sowie Innovationen voranzutreiben.
Also: Ich muss eine positive Innovationskultur schaffen. Denn sie ist weit mehr als nur bestimmte Prozesse und Strukturen, die von der Zielsetzung abgeleitet werden. „Nur“ die Rahmenbedingungen innovieren funktioniert nicht, denn es sind, wie gesagt, die Menschen in der Organisation, die Ideen entwickeln, sie engagiert auch gegen Widerstände durchsetzen und vorantreiben. In mehreren Studien wurde ermittelt, dass die Innovationskultur einer der zentralen Erfolgsparameter für Innovationsaktivitäten ist.
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Dieser Artikel stammt aus der fünften Ausgabe des Magazins „gråd extra“ mit dem Schwerpunkt Renaissance.
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