Matomo ist eine freie Web Analytics Software, die es ermöglicht detaillierte Nutzer-Analysen auf der eigenen Webseite durchzuführen. In Deutschland hat Matomo noch einen recht geringen Marktanteil. Dieser wächst aber seit Einführung der DSGVO stetig, denn als Open Source Software kann Matomo als gute Option gegenüber Google Analytics gesehen werden.
Wieso sollte überhaupt über ein anderes Web-Analyse-Tool nachgedacht werden?
In den letzten Wochen und Monaten wurden immer wieder Artikel und Meldungen veröffentlicht, dass viele Behörden die Nutzung von Google Analytics in Zusammenhang mit der DSGVO prüfen. Weiter gefasst betrifft dies eigentlich nicht nur Google Analytics, sondern auch andere Services wie z.B. den Tagmanager, der ebenfalls Trackingskripte an den Google Server übermittelt.
Im Januar 2022 hat die österreichische Datenschutzbehörde nun ein Urteil veröffentlicht, das besagt, dass die Nutzung von Google Analytics nicht mit der DSGVO vereinbar ist.
Die Entscheidung richtete sich dabei gegen den Websitebetreiber und nicht gegen Google direkt. Hintergrund des Urteils ist, dass die Daten zwar verschlüsselt an Google in die USA übermittelt werden, diese dort aber theoretisch auch wieder entschlüsselt werden könnten. Das führt dazu, dass die US-Behörden Zugriff auf die personenbezogen Nutzerdaten haben und folglich nicht das gleiche Datenschutzniveau wie in der EU gegeben ist. Auch Standardvertragsklauseln mit Google schaffen keine Abhilfe. Aus Datenschutzsicht ist es somit unabdingbar, sich mit alternativen Web-Analyse-Tools, wie beispielsweise Matomo oder auch etracker auseinanderzusetzen und eine geeignete Lösung einzubinden, welche die Einhaltung des Datenschutzes auf der Website sicherstellt.
Matomo als mögliche Alternative
Der Funktionsumfang von Matomo (ehemals Piwik) bietet eigentlich alle Standard-Funktionen, die man aus Universal Analytics gewohnt ist.
Quelle: Matomo
So lassen sich auch in Matomo grundlegende Besucherdaten zu verschiedenen Zeitpunkten auswerten. Auch die Verteilung der Zugriffskanäle inklusive Kampagnen-Tracking kann berücksichtigt bzw. das Verhalten der Besucher eingesehen werden. Darüber hinaus gibt es fünf Aspekte bei denen es sich lohnt, diese genauer zu betrachten
Fünf Gründe, die für Matomo sprechen
1. Datenschutz und Datenhoheit
Matomo bietet eine Lösung an die es dem Betreiber der Website erlaubt Matomo direkt auf dem eigenen Server zu hosten. Dadurch werden keine Daten an Dritte oder ins Ausland übertragen werden und Fremdfirmen kann die Einsicht untersagt werden. Ferner gehören die Daten, die Matomo auf der Webseite sammelt, unabhängig von der Einbindungsart zu 100% dem Eigentümer der Website. Es ist mit Blick auf die DSGVO also eindeutig Google Analytics vorzuziehen.
2. Nutzung von First-Party Cookies
Um die Tracking-/Daten-Verluste über Cookie-Consent-Tools zu vermeiden bzw. zu reduzieren kann in Matomo eine cookielose Trackingmöglichkeit geschaffen werden. Hier sind dann allerdings nur rudimentäre Kennzahlen wie Visits und Pageviews messbar. Diese sind aber auch dann messbar, wenn der Nutzer Cookies abgelehnt hat. Sollten keine weiteren Cookies gesetzte werden kann mit Matomo sogar komplett auf ein Consent Tool verzichtet werden.
Unter der Annahme, dass die Themen „Datenschutz“und „Cookieloses Tracking“ die wesentlichen Treiber für einen möglichen Matomo-Einsatz sind, ist sicherlich die On-Premise-Variante der Cloud-Einbindung vorzuziehen. Bei dieser Einbindungsart hosten Sie Matomo direkt auf Ihrem eigenen Server. Weitere Details und Möglichkeiten der Anbindung folgen weiter unten im Artikel unter dem Punkt „Einbindungsarten“.
3. Hohe Datendichte & genaue Datenanalyse
Ein weiterer Vorteil von Matomo ist, dass es in der Regel keine Begrenzungen für Trackingdaten oder Speicherung von Daten gibt. Folgende Funktionen stehen beispielsweise in der On-Premise-Version vollumfänglich ohne Beschränkung zur Verfügung:
- Datenspeicherung in Form von Berichten
- Ziele
- Segmente
- Daten-, E-Mail-Exporte
Eine vollständige Auflistung alle Funktionalitäten und Module ist auf der Seite von Matomo einsehbar.
Hervorzuheben ist auch, dass in beiden Versionen keine Stichprobenerhebungen (Scampling) erfolgt. Das bedeutet, für die Berichte werden stets alle vorhandenen Daten herangezogen, auch bei komplexeren Reports. Es erfolgen somit keine Hochrechnungen, bei denen Daten verfälscht werden könnten.
4. Tracking über mehrere Kundenportale/-instanzen
Matomo ermöglicht es dem Betreiber mehrere Websites in einer Matomo-Instanz zu hinterlegen und in einem Dashboard gesammelt anzuzeigen. Dies bietet den Vorteil, dass alle Seiten schnell und übersichtlich hinsichtlich der wichtigsten KPIs im Blick zu behalten sind. Darüber hinaus stehen in Matomo noch weitere Features zur Verfügung:
Cross Domain Tracking
Beim Cross Domain Tracking kann ein Besucher über mehrere Instanzen hinweg getrackt werden. Dazu wird auf der zuerst besuchten Seite ein First Party Cookie gesetzt, das eine Visitor ID enthält. Durch die Verknüpfung von mehreren Domains in Matomo ist es möglich, diese ID auszulesen und so ein übergreifendes Tracking über diese Domains anzubieten. Für den Webseite-Betreuer bedeutet dies, dass er das Nutzerverhalten übergreifend analysieren kann. Dies kann zum Beispiel dann hilfreich sein, wenn er eine Kampagnen- und eine E-Commerce-Seite betreibt, die unter unterschiedlichen URLs laufen. Auf diese Weise kann geprüft werden, wie viele der Kampagnen-Nutzer am Ende wirklich im E-Commerce-Portal einen Kauf getätigt haben.
Roll-Up Reporting
Ein weiteres Feature von Matomo ist, dass mehrere Portale mit unterschiedlichen Domains in einem Bericht zusammengefasst werden können. In einem Roll-Up werden die Daten aus verschieden Instanzen aggregiert. Auf diese Weise können u.a. folgende Fragestellung schnell beantwortet werden:
- Wie viele Besucher haben insgesamt meine Websites und Apps besucht?
- Welche Kampagne hat für den größten Erfolg auf welcher Seite beitragen?
- Wie performen meine White-Labels insgesamt?
Quelle: Matomo
Mit Blick auf zentrale Datenbanken mit unterschiedlichen Ausspielungskanälen (wie z.B. die imx.Platform) könnte ein zentraler Use-Case sein, dass für eine Produktdetailseite, die in mehreren Portalen ausgespielt wird, die Reichweite zentral eingesehen werden kann. Ein Roll-Up der verschiedenen Portale hilft also dabei die Frage „welche Reichweite hatte die POI-Detailseite xy über alle Portale hinweg?“ zu beantworten.
Einbindungsvarianten
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten Matomo in die Website einzubinden. Es kann sowohl als Cloud-Variante oder auch als On-Premise-Lösung betrieben werden. In welcher Form Matomo in die Webseite eingebunden werden sollten, ist stark abhängig davon, welcher der oben aufgeführten Aspekte im Vordergrund steht.
Wie bereits geschrieben, ist beim Thema Datenschutz und Datenhoheit aufgrund des eigenständigen Hostings die On-Premise-Variante zu bevorzugen. Hier werden keine Daten an Fremdfirmen übermittelt.
Die Cloud-Version bietet wiederum den Vorteil, dass keine eigenen Server bereitgestellt werden müssen und dass Matomo den laufenden Support z.B. hinsichtlich der Updates übernimmt. Die von Matomo für die Cloud genutzten Server stehen in Frankfurt.
Wer auf seinem Portal besondere Analysen durchführen und dafür weitere Services aus dem Marketplace nutzen möchte, sollte prüfen, ob die inkludierten Services der Cloud-Variante ausreichen oder ob weitere Plugins aus dem Maketplace der On Premise-Version von Nöten sind. Dort können Plugins wie das unbegrenzte Erstellen von personalisierten Berichten, SEO Web Vitals oder auch Heatmap & Session Recording zugebucht werden. Alle Services finden Sie im Bereich On-Premise Marketplace Plugins.
Laufende Kosten
Die On-Premise-Variante ist kostenlos (Open Source), die Cloud-Variante hingegen kostenpflichtig. Die Kosten richten sich nach dem monatlichen Traffic und werden anhand von so genannten Hits gemessen. Ein Hit setzt sich zusammen aus den Seitenaufrufen, Tracking Events, Downloads und weiteren Ereignissen. Bei einem monatlichen Traffic von 1.000.000 „Hits“ fallen für die Cloud-Variante 159€ im Monat an. Viele erweiterte Analysen sind hier bereits inkludiert, die bei der On-Premise-Version kostenpflichtig hinzugebucht werden müssen. Alle Details zum Funktionsumfang je Version und die genauen Preise listet Matomo in einer übersichtlichen Tabelle auf. (vgl. Preise)
Bei der On-Premise-Variante sollte man immer die laufenden Betriebskosten für beispielsweise Server und die Updates, sowie für die benötigten Plugins im Hinterkopf behalten.
Fazit
Wer in Sachen Datenschutz auf der sicheren Seite sein möchte, der sollte Matomo definitiv in seine Überlegungen einbeziehen. Insbesondere bei der On-Premise-Variante, die auf dem eigenen Server gehostet wird, haben Sie die volle Kontrolle über die Daten und die Einhaltung der DSGVO. Allerdings ist der Aufwand durch das Betreiben eines eigenen Servers und die eigenständige Wartung des laufenden Betriebes nicht zu verachten.
Hinsichtlich des Funktionsumfanges werden in beiden Varianten viele verschiedene Use Cases abgedeckt oder können hinzugebucht werden. Denjenigen, die mehr als ein Portal betreuen und übergreifend tracken möchten, bietet Matomo sehr gute Möglichkeiten verschiedene Auswertungen durchzuführen.
Wenn Sie weitere Informationen wünschen oder Fragen bezüglich der Implementierung haben, wenden Sie sich gerne an Ihren Ansprechpartner bei infomax.